Schon 1209 ist in Tecklenburg ein Pastor nachgewiesen. Er war in der Burgkapelle und möglicherweise auch in St. Georg, Vorgängerin der heutigen Ev. Stadtkirche, tätig.
Nachdem die Grafen von Tecklenburg in ihrem Territorium das lutherische, dann das reformierte Bekenntnis eingeführt hatten (1527 bzw. 1588), spielte hier die katholische Konfession über 300 Jahre kaum noch eine Rolle. Am 11. Juli 1527 gab der katholische Pfarrer Bernd van Gülich sein Amt in Tecklenburg auf.
Als 1707 die Preußen die Grafschaft kauften, bildete sich durch die von ihnen gestattete Religionsfreiheit allmählich wieder eine katholische Gemeinde. Es entstand das „Tecklenburger Missionsgebiet“ (Tecklenburg, Lengerich, Ledde, Leeden) unter der Obhut der „Pfarre Brochterbeck“. Am 18.05.1843 wurde der erste katholische Gottesdienst im heutigen Puppenmuseum gehalten. Der dortige „Betsaal“ besaß Altar, Bänke, Kanzel und Hausorgel, die später in die neugebaute Kirche St. Michael übertragen wurden.
Mit Hilfe von Geld- und Materialspenden sowie unentgeltlicher Arbeitsleistung konnte ab 23. April 1845 (Grundsteinlegung) die Kirche erbaut werden (Einweihung 6. Oktober 1846). Sie steht unter Denkmalschutz.
Der Entwurf eines Saalbaues in klassizistischen Formen stammt von Carl Ludwig Kawerau, Bauinspektor in Münster, und zeigt auch die damals von den preußischen Bauämtern geforderte Schlichtheit. Das Gebäude sollte sich harmonisch in die vorhandene Wohnbebauung einfügen, aber auch seine Funktion als Gotteshaus erkennen lassen. Dies geschah durch große Sandsteinblöcke als Baumaterial sowie eine Freitreppenanlage. Nicht verwirklicht wurden zwei Türme, die Kirche bekrönt ein Dachreiter.
Aus der abgebrochenen Gangolfkapelle bei Nordwalde erhielt die Kirche Glocken, Kelch mit Zubehör, Messkännchen, Messgewand und Messbücher. Zur Einweihung gestiftet wurden unter anderem ein Altarbild („Anbetung der Hl. Drei Könige“), eine Monstranz sowie die beiden Holzstatuen „Muttergottes mit Kind“ und „St. Michael“.
In der Nachbarschaft der Kirche entstanden katholische Schule, Küster- und Pfarrerwohnung. 1852 verlieh der Bischof von Münster St. Michael den Status einer Pfarrkirche. 1927 wurde die Kirchengemeinde Teil des neuen Dekanates Ibbenbüren, der Rang der Pfarrkirche ging jetzt an die neuerbaute Kirche St. Margareta in Lengerich über.
Durch Evakuierte aus Münster und Aachen sowie Vertriebene und Flüchtlinge wuchs die Zahl der Katholiken weiter an. 1974 wurde St. Michael eine eigenständige Katholische Kirchengemeinde. 1977 entstanden die Sakristeiräume, 1982 wurde das Gemeindezentrum „Treffpunkt“ neben der Kirche eingeweiht.
Nach der Fusion der vier katholischen Gemeinden St. Margareta Lengerich, St. Christophorus Ladbergen, Maria Frieden Lienen und St. Michael Tecklenburg entstand mit 8700 Christen am 11. Juni 2006 die Katholische Pfarrgemeinde Seliger Niels Stensen. Sie ist mit 300 Quadratkilometern Ausdehnung die größte Pfarre im Bistum Münster.
1857 wurde ein Hochaltar mit zwei Gemälden errichtet und vermutlich auch die Konche (Altarnische) vollständig mit Heiligenfiguren und geometrischen Mustern ausgemalt. 1928 wurde die Nische silberfarben übermalt, 1978 erhielt die Kirche ihre heutige zurückhaltende Farbgebung.
Das Kreuz ersetzte ab 1928 den Hochaltar. Der Altarblock war zunächst aus Holz, ab 1961 aus italienischem Marmor gefertigt. 1978 entstand der heutige aus Baumberger Sandstein. 1972 rückte man den Altar nach den Beschlüssen des 2. Vatikanischen Konzils nach vorne, so dass Pfarrer und Ministranten dahinter treten und jetzt zur Gemeinde hingewendet zelebrieren können.
1883-86 wurde eine kleine Orgelempore eingefügt, die man 1947 verlängerte. 1966 entstand die heutige Orgel. Die vier flandrischen Leuchter wurden 1981 gestiftet.
Die Treppe zur Empore verläuft in einer verschließbaren hölzernen Rotunde mit filigranen, gedrechselten Säulchen.
Die Herkunft der „Muttergottes mit Kind“ ist unbekannt. Die Skulptur wurde zur Kircheinweihung gestiftet und war bis 1928 Teil des Hochaltars. Maria steht auf einer Mondsichel (nach Offenbarung d. Joh. 12) sowie einer Schlange, die sie als Symbol des Bösen zertritt. Darunter befindet sich eine Weltkugel, durch die Maria auch als Weltherrscherin symbolisiert wird.
Die beiden Statuen, die ab 1948 mit dem Kreuz im Chorraum einen Kalvarienberg bildeten und von Bildhauer Konrad Schmidt (1898-1979), Bevergern, stammen, wurden in der Renovierungsphase ab 1961 neben dem Eingang angebracht.
Die Statue, 1846 gestiftet, zeigt den Heiligen, der den Drachen mit dem Kreuz besiegt.
1981 wurde die Statue (Bildschnitzer Josef Plankensteiner, Brunneck/Südtirol) gestiftet. Der Hl. Georg zählt zu den 14 Nothelfern und wird häufig als Ritter zu Pferd dargestellt, der den Drachen tötet, der für das Böse steht.
Aus den 1960er Jahren stammt der Tabernakel, der der Aufbewahrung der geweihten Hostien dient. Der hier dargestellte Fisch war bereits Erkennungszeichen der Urchristen: Das griechische Wort ICHTHYS war ein Kürzel für „Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter“. Auf den Tabernakel verweist die darüber aufgehängte Ewig-Licht-Ampel, die 1961 auf dem Kirchendachboden gefunden wurde.
In den 1960er Jahren wurde auch Ersatz für die zweite Glocke angeschafft, die in der Kriegszeit als „Rohstoff“ abgeliefert werden musste.
Der Bildhauer Josef Krautwald (1914 – 2003) aus Rheine schuf die Statue des Kirchenpatrons und nennt darauf eingemeißelt auch die Übersetzung des Namens „Michael“: „Wer ist wie Gott?“.
1981 wurde eine Gedenkstätte für die Seelsorger an St. Michael errichtet, angefertigt in der Benediktinerabtei Maria Laach.
Der Hl. Michael findet sich auch als kleines Täfelchen am Kirchenaufgang.
Fotonachweis
G. Böhm (alle Fotos)
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